Springen, werfen oder Klettern – Worauf habe ich heute Lust?

Partizipation aus der Sicht eines Krippenkindes

 

„Welcher Tag ist heute?“, fragt Erzieher Janko im Morgen-Popokreis. Ich melde mich und rufe: „Donnerstag!“ „Ja das stimmt. Möchtest du heute den Pfeil aufhängen Anna?“ fragt er mich. Ich nicke, hole mir den Pfeil ab und gehe zur Wand mit den Wochentagen. Der Donnerstag ist der Tag mit dem Gewitterbild. Bei einem Gewitter donnert es ja auch immer. Da hänge ich den Pfeil auf. Darunter hängt ein Bild mit einer Sprossenwand darauf. „Heute ist Turnen“, sage ich noch. „Stimmt auch“, antwortet er, „Jetzt müssen wir uns noch entscheiden, was wir beim Turnen heute machen.“ Er holt unsere Turnkarten hervor und breitet einige davon auf dem Teppich aus. „Zuerst wird entschieden, was wir heute aufbauen wollen. Letzte Woche hatten wir einen Kletterberg. Ich glaube Maya fand das etwas langweilig.“ erklärt er. Stimmt. Maya hatte es nicht geschafft auf den Berg zu krabbeln und hat dann andauernd gemeckert! Hoffentlich meckert sie heute nicht wieder so viel. „Möchtest du heute aussuchen, was wir aufbauen Maya?“, fragt Janko. Manno, ich wollte doch aussuchen. Damit ich heute wieder auf die große Matte springen kann. Maya krabbelt los und nimmt sich die Karte mit dem Tunnel. „Oh, du möchtest heute durch den Tunnel krabbeln. Okay das machen wir.“, sagt Janko. „Jetzt können wir noch überlegen, welche Materialien wir benutzen wollen.“ Er legt die Karten mit den Materialien auf den Teppich. Lisa darf zuerst aussuchen und nimmt die Karte mit den Reifen. Paul entscheidet sich für die kleinen Teppiche. „Möchtest du auch etwas aussuchen?“ fragt mich Janko. Ich nicke und nehme mir schnell die Karte mit den Tennisbällen drauf. Jetzt dürfen die Kinder, die sich etwas ausgesucht haben, ihre Karten wieder auf den Teppich legen. Ich lege meine Karte dazu und schaue mir nochmal alle an. Schade, dass wir heute nicht springen können. Aber vielleicht kann ich ja Bälle durch den Tunnel rollen lassen. Au ja! Das versuche ich später.

 

Was bedeutet das für Kinder und uns als pädagogische Fachkräfte?

Kinder an ihrem Alltag teilhaben zu lassen, lässt sie Selbstwirksamkeit erfahren. Sie erfahren, dass ihre Gefühle und Bedürfnisse wichtig sind. Dies stärkt das Selbstbewusstsein der Kinder. Sie selbst sind die Experten dafür, was sie brauchen. Ob nun für die Befriedigung ihrer Bedürfnisse, oder dafür was sie brauchen, um sich bestmöglich entwickeln zu können. Die Aufgabe für uns als pädagogische Fachkräfte besteht darin, diejenigen zu sein, die diese Selbstwirksamkeit ermöglichen. Im Fall von Kindern, die zum Beispiel aufgrund ihres Alters nicht in der Lage sind, sich mit Worten mitzuteilen, ist es an uns, ihre Signale zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren. Auch die Nutzung von Bildkarten, oder andere Methoden können hierfür hilfreich sein. Und wenn wir nicht wissen, wie wir das machen sollen, können wir ja mal die Kinder fragen. Die haben bestimmt eine gute Idee!

 

*Die Namen der Kinder wurden geändert

 

Text von Freya Rohrich, Iva Gersdorf & Janko Schwaner (Ev. Kindertagesstätte Emil-von-Behring-Straße), Fotos: Janko Schwaner

 

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