Übergänge in der Krippe inklusiv gestalten

Wird die Thematik der Mikrotransitionen (kleinere Übergänge im Tagesablauf der Krippe, z. B. vom Mittagessen zum Schlafen) vor dem Hintergrund einer Pädagogik der Vielfalt betrachtet, haben wir uns - im hausinternen Arbeitskreis Inklusion - die Frage gestellt, ob die Moderation von Übergängen im Alltag „irgendwie anders" gestaltet werden muss. Sehen die Übergänge im Alltag bei Kindern mit unterschiedlichem Entwicklungsstand bzw. mit kognitiven, sprachlichen oder motorischen Einschränkungen tatsächlich anders aus? Und welche Auswirkungen hat der kulturelle Hintergrund eines Kindes?

Ein zentraler Aspekt im Alltag der Krippe ist die „Verstehbarkeit der Abläufe“. Manche Kinder benötigen eine intensivere Begleitung in den Übergängen, ein langsameres Tempo und auch den gezielten und ergänzenden Einsatz von Materialien als Hilfe und Unterstützung.

Um die Abläufe für die Kinder transparenter zu gestalten, hat die Schmetterlingsgruppe Bilder eingesetzt, die den Tagesablauf darstellen. Die Kinder erkennen z.B. anhand von den Bildern, was als nächstes geschieht. Es erleichtert ihnen den Einstieg in den Tag und gibt ihnen Sicherheit und Orientierung. 

Zu Beginn haben die Kinder die Bilder oft besprochen und nach der Reihenfolge gefragt. Sie waren stolz, wenn sie z. B. wussten, welches Bild nach dem Mittagessen aufgehängt werden muss. Auch kulturelle Unterschiede und Werte-Orientierungen können das Verstehen unserer Abläufe in der Krippe erschweren. Durch die Bilder geben die Fachkräfte den Kindern beim Verstehen-Lernen eine Unterstützung.

Das eventuelle Nicht-Verstehen der ganz normalen Abläufe ist die Herausforderung, der bei Kindern mit besonderen Bedürfnissen zu begegnen ist. Dabei geht es nicht um eine „Spezialbehandlung". Für alle Kinder in dieser Altersgruppe (U-3) ist es leichter, wenn sie zu den täglichen Übergängen, ein entsprechendes Bild sehen. So können sie sich, je nach Alter und Sprachverständnis, leichter auf neue Situationen einstellen bzw. auf solche vorbereiten.

Die Schmetterlingsgruppe konnte beobachten, dass die Kinder sich sicherer fühlten, was z. B. das Wechseln von Räumen angeht, z. B. beim Übergang vom Spielen zu den Mahlzeiten. Die Fachkräfte stellten fest, dass dies zu weniger Stresssituationen im Alltag führt. Die Kinder stellen sich leichter auf neue Situationen ein und können sich im Tagesablauf sicherer orientieren. 

Damit alle Kinder unabhängig davon, welchen Entwicklungsstand, welches Sprachverständnis, welchen kulturellen Hintergrund oder Unterstützungsbedarf sie haben, gleichermaßen teilhaben können, bedarf es manchmal nur kleiner Veränderungen, wie z.B. das Aufhängen und Einsetzen von einfach gestalteten Bildern.

 

Franziska Jacobi (Erzieherin), Christina Stump (Erzieherin), Bettina Steffan (Stellv. Leitung)

 

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